Hallo Freunde,

wie in der letzten Mail versprochen, erzähle ich euch heute, warum ich 2 Bücher parallel lese.

Denn vielen kommt es bestimmt komisch vor zu hören, dass jemand mehr als ein Buch gleichzeitig liest. Vor allem aber denjenigen, die nicht regelmäßig Bücher lesen.

Bevor ich aber mit der Erklärung beginne, möchte ich kurz aufklären, was “parallel lesen” in diesem Kontext bedeutet. Es heißt nicht, dass ich in der rechten Hand Buch Nr 1 und in der linken Buch Nr 2 habe und alle paar Minuten meine Aufmerksamkeit von einem Buch zum anderen widme. Das wäre wirklich sehr komisch und nicht effektiv. Viel mehr meine ich damit, dass ich die Bücher zu unterschiedlichen Tageszeiten lese. Das hat einen ganz simplen Grund, der mir erst bewusst geworden ist, nachdem ich vor wenigen Monaten mit dem regelmäßigen Lesen angefangen habe.

Nach der Schule habe ich freiwillig nie wieder ein Buch angefasst. So geht es wahrscheinlich sehr vielen Menschen in unserer Gesellschaft. Im letzten Jahrzehnt lag mein persönlicher jährlicher Durchschnitt sicherlich weit unter ein Buch. Keine Romane, keine Sachbücher und auch fast keine Fachbücher. Allein der Gedanke ein Buch zu lesen hat mich gelangweilt. “Was ist schon daran? Es ist doch viel langweiliger als auf Social Media rumzuscrollen oder mir ein Anime reinzuziehen. Viel lieber verbringe ich Zeit vor dem Rechner oder gehe mit Freunden raus, statt hier mit dem Lesen von Büchern meine Zeit zu verschwenden”.

Ich erinnere mich noch genau an das langweilige Gefühl, wenn jemand von einem Buch erzählt hat, das er gelesen hat. Beim besten Willen konnte ich mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet das Lesen Spaß machen würde. Dieses Gefühl sehe ich auch in der Mimik von Menschen, die ich versuche vom Gegenteil zu überzeugen. Eine innere Abwehrhaltung und das Flüchten der Augen, um der Konversation so schnell wie möglich ein Ende zu setzen sind unbewusste Handlungen, die ich sofort erkenne.

In solchen Fällen fällt mir sofort der Spruch “Was du nicht weißt, weißt du nicht” ein. In diesem Kontext bedeutet es “Wenn du in den letzten Jahren noch nie ein Buch gelesen hast, wie willst du dann wissen, ob es dir Spaß macht oder nicht?” Früher habe ich es vermieden Experimente zu machen. Wie z.B. in einem Restaurant essen zu gehen, das ich nicht kannte. Immerhin hatte ich Stammlokale und wusste, wie lecker es da schmeckt. Warum sollte ich also das Risiko eingehen irgendwo essen zu gehen, wo ich noch nie war und mir somit nicht sicher sein kann, ob es mir schmecken würde. Wenn ich mich mal doch dazu überreden lassen habe ein “Experiment” zu wagen und nicht in einem meiner Stammlokale zu essen und mir das Essen dort nicht geschmeckt hat, obwohl ich doch so einen riesigen Hunger hatte und mein Stammlokal nicht allzu weit entfernt war, dann war ich auf 180.

Warum war ich bloß dieses Experiment eingegangen? Jetzt hatte ich etwas gegessen, das deutlich schlechter Geschmeckt hat, als in meinem Stammlokal.

Diesen Adem bin ich erst losgeworden, als mir den Sinn des Satzes “Was du nicht weißt, weißt du nicht” verinnerlicht habe. Es gibt so vieles auf der Welt zu entdecken. So vieles zu erleben. Warum sollte ich mich also in meiner Bubble einschließen und mir virtuelle Schranken zwischen meinem Leben und der noch so viel zu entdeckenden Welt setzen? Man sperrt sich freiwillig ein und ist nicht bereit, neues zu erlernen. Die Welt ist so groß und allein in der eigenen Stadt gibt es so viel zu entdecken. Es ist viel zu schade, sich mit 30 Jahren innerlich einzuschließen und sich zu denken, man hätte nun ein perfektes Leben und braucht nichts neues zu lernen oder entdecken.

Genau aus diesem Grund habe ich auch nie ein Buch gelesen. Naja, fast nie. Die einzigen paar Bücher, die ich über das letzte Jahrzehnt gelesen habe, waren die von Influencern, Rappern oder IT Bücher. Das waren alles Themen, die mich emotional abgeholt haben. Diese Bücher habe ich nicht als Bücher als solches angesehen und hatte auch beim Lesen nicht die selben negativen Gefühle, von denen ich vorhin berichtet habe. Diese Bücher habe ich innerhalb weniger Tage “weggesuchtet” und es hat sich nicht wie Zeitverschwendung angefühlt.

Aus diesen Erkenntnissen empfehle ich jedem, der keine Bücher liest oder mit dem Lesen beginnen möchte, mit einem Buch zu beginnen, das ihnen Spaß macht. Ich persönlich bin ein großer Harry Potter Fan, wie viele andere Anfang der 90er geborenen Menschen. Also habe ich mir das erste Buch von Harry Potter gekauft und einfach mal angefangen zu lesen. Zu meinem erstaunen hat es wirklich richtig Spaß gemacht. Es war das selbe Niveau an Spaß, wie beim Scrollen durch Social Media. Sogar mein Umfeld hat mitbekommen, wie sehr ich es genossen habe zu lesen, sodass mir ein weiteres Harry Potter Buch geschenkt wurde.

Ich habe gemerkt, wie sehr das Lesen vor dem Schlafen gehen mich entschleunigt hat. Es war mir egal, was an dem Tag alles passiert ist und wie aufreibend der Tag war. Bereits nach wenigen Seiten sind mein Kopf und meine Gedanken quasi in einen Leerlauf Zustand verfallen. Jeder kennt das Gefühl bei einem manuell betriebenen Fahrzeug, den Wagen ausrollen zu lassen, indem man den Gang rausnimmt. So fühlt sich das an, ein Roman bzw. ein Fantasy Buch zu lesen, da die Gedanken sich damit beschäftigen, das gelesene zu phantasieren. Es entstehen Bilder im Kopf. Dadurch hat das Gehirn keine Möglichkeit mehr die negativen Ereignisse des Tages revue passieren zu lassen.

Dank meiner Apple Watch habe ich faktisch sehen können, dass das Lesen von Romanen oder Fantasy Büchern vor dem Einschlafen einen sehr großen positiven Einfluss auf den Schlaf hatten. Laut den Daten habe ich einen längeren Tiefschlaf und allgemein einen längeren Schlaf gehabt. Um das zu merken, hätte ich aber keine Apple Watch gebraucht. Ich habe den Unterschied auch ohne Apple Watch gespürt. Das Aufwachen fiel mir leicht. Ab dem ersten Schritt war ich energiegeladen und ausgeschlafen. Ich habe mich einfach sehr gut gefühlt.

Das Ganze ging auch solange gut, bis ich mal ein Sachbuch aus dem Bereich Produktivität vor dem Schlafen gehen gelesen habe. Noch während ich gelesen habe merkte ich, wie aus dem Leerlauf Zustand ein Zustand des Vollgases wurde. Mit einem Kickdown sind meine Gedanken davon gerast. Sie einzukriegen und abzubremsen, wären nicht drin gewesen. Obwohl mir das Lesen weiterhin einen riesigen Spaß bereitet hat, bin ich nicht runtergekommen. Ganz im Gegenteil: Mein Hirn ist hochgefahren und hat sofort versucht, das neu erlernte in die Tat umzusetzen. Ich habe mich gefragt, wie ich die Informationen am besten auf mein eigenes Leben übertragen kann und habe angefangen in der Notizen App des iPhones die ersten Erkenntnisse und Ideen einzutragen.

Wie man sich bereits denken kann, habe ich an diesen Tagen keinen besonderen Schlaf gehabt. Das Einschlafen fiel mir schwer, da mein Gehirn nicht im “Entspannungsmodus” war. Die Phasen des Tiefschlafs waren nicht mehr so tief.

Somit habe ich beschlossen, für mich aufregende und interessante Bücher nur noch tagsüber zu lesen, während ich vor dem Einschlafen nur noch Romane lese. Somit schaffe ich es ein Sachbuch und ein Roman parallel zu lesen. Da es sich bei den Büchern um unterschiedliche Arten handelt, kommen sie sich in meinen Gedanken auch nicht in die Quere.

Das ist also der Grund, weshalb ich zwei Bücher parallel lese. Zum einen möchte ich mich weiterbilden. Zum anderen meinen Schlaf nicht durch ein Kickdown der Gedanken gefährden.

In diesem Sinne verabschiede ich mich mit den Wörtern “Was du nicht weißt, weißt du nicht”. Lasst euch nicht von virtuellen Schranken euer Leben eingrenzen 🙂

Euer Adem

Wortzahl: 1253

Dieser Artikel erschien am 29.09.2023 im Newsletter #3.
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